Das Bundesministerium für Gesundheit hat das Dresdner Sozialunternehmen »Was hab’ ich?« mit der inhaltlichen Betreuung und Weiterentwicklung des Nationalen Gesundheitsportals gesund.bund.de beauftragt. Das Unternehmen wird seine Expertise für laienverständliche Aufbereitung von Gesundheitsinformationen einbringen, um die Gesundheitskompetenz und Patientensouveränität der Bevölkerung zu fördern.
Ein interdisziplinäres Team aus Ärztinnen und Ärzten, IT-Expertise, Gesundheits-, Kommunikations- und Sprachwissenschaftler:innen wird für die inhaltliche Betreuung und Weiterentwicklung des Gesundheitsportals zuständig sein.
Das Nationale Gesundheitsportal wurde im September 2020 vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit dem Ziel ins Leben gerufen, Bürger:innen verständliche und wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen zur Verfügung zu stellen. Im Fokus steht dabei die Stärkung der Gesundheitskompetenz und Förderung der Patientensouveränität. Patient:innen sollen sich im deutschen Gesundheitssystem zurechtfinden und informierte Entscheidungen zu ihrer Gesundheit treffen können. Die Inhalte des Gesundheitsportals sind in fünf Sprachen verfügbar. Im März 2023 hatte das BMG die inhaltliche Betreuung und Weiterentwicklung des NGP öffentlich ausgeschrieben.
Ansgar Jonietz, Geschäftsführer von „Was hab‘ ich?“:
Wir stehen voll hinter den Zielen, die das Nationale Gesundheitsportal verfolgt, und glauben, dass alle Bürger:innen von verständlich aufbereiteten und wissenschaftlich gesicherten Gesundheitsinformationen profitieren.
Mehr zur Arbeit von Was hab’ ich? erhalten Sie direkt auf den Internetseiten des Sozialunternehmens.
Wie es mit gesund.bund.de weitergeht
Der Pressemitteilung von Was hab’ ich? ist leider nicht zu entnehmen, wie es grundsätzlich mit dem Gesundheitsportal des Bundes weitergehen kann. Betreiber des Portals ist das Bundesministerium für Gesundheit selbst und Ende Juni 2023 wurde bekannt, dass sich der Wort&Bild Verlag erfolgreich gerichtlich gegen den Betrieb des Portals intervenierte; mit der Begründung, der Staat habe sich von dieser Art Pressearbeit fernzuhalten. Daraufhin hatten wir bereits festgestellt:
Der Verlag degradiert seine eigene Arbeit zur reinen PR. Der unter Experten wegen seiner Güte wertgeschätzte Content rund um Gesundheitsthemen ist jetzt nur noch Pressearbeit.
Bei Wort&Bild publiziert man unter anderem die Apothekenumschau. Seit dem Urteil entsteht eine grundsätzliche Debatte darum, ob der Staat hoheitlich die Aufgabe einer Progression von Gesundheitskompetenz wahrnehmen darf. Schließlich bietet der Staat auch keine Steuerberatung im eigentlichen Sinne. Dennoch muss auch eine Bundesregierung sicherstellen, dass die Finanzämter allgemeine Informationstexte zur Aufklärung anbieten und das passiert auch. Die andere Position setzt jede inhaltliche Auseinandersetzung mit Gesundheitskompetenz auf eine Stufe mit PR-Arbeit, was dem Anspruch nicht gerecht wird, die rückständige Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu fördern.
👇 Nachtrag vom 14.08.2023: Wir haben das Bundesministerium für Gesundheit angeschrieben, wie es mit dem Portal allgemein weitergehen wird. Hier die Antwort des Bürgerservice des BMG.
Sehr geehrter Herr Stratmann, vielen Dank für Ihre E-Mail vom 8. August 2023. Gegen das Urteil des Landgerichts Bonn zum Nationalen Gesundheitsportal gesund.bund.de haben wir nach interner Prüfung fristgerecht Berufung eingelegt. Zu weiteren Details des laufenden Verfahrens äußern wir uns nicht. Die Ausschreibung des EU-Vergabeverfahrens steht in keinem Zusammenhang mit dem laufenden Rechtsstreit. Mit der Vergabe und dem daraus folgenden Auftrag an die „Was hab‘ ich?“ gGmbH werden die inhaltliche Betreuung und Weiterentwicklung des Nationalen Gesundheitsportals sichergestellt. Mit freundlichen Grüßen Ihr Bürgerservice.
Wir beobachten, wie es mit dem Gesundheitsportal des Bundes weitergeht. Aktuell gehen wir davon aus, dass die vor dem Urteil ausgeschriebene Betreuung der Inhalte von gesund.bund.de zu einer Restrukturierung des Portals führen werden. Im Rahmen der jetzt bekannt gewordenen Zusammenarbeit mit »Was hab’ ich?« darf von einem Qualitätssprung ausgegangen werden, der sich hoffentlich deutlich von dem Verdacht, reine PR-Arbeit zu sein, absetzen wird.