Die Entwicklung unserer Arbeitswelt hat mit Arbeit 4.0 eine neue Ära erreicht. Meine liebe Kollegin und Expertin für New Work auf einer persönlichen und organisationalen Ebene Jule Krummel zeichnete dazu jetzt ein Bild auf LinkedIn. Ich möchte das gern mit Euch teilen und etwas in den Kontext des Gesundheitsgeschehens rücken. Dabei geht mein Blick in Richtung der professionell am Gesundheitsgeschehen Beteiligten.
Wenden wir uns in einer kurzen Zusammenfassung den Epochen früherer Arbeit zu. Work 1.0 kam in der späten Industrialisierung des 18. Jahrhunderts auf. Aus einer primär agrarökonomisch geprägte Subsistenzwirtschaft heraus und mit einem Manufakturwesen, das sich bald skalieren lassen sollte, steuert man schon auf die nächst Stufe einer neu verstandenen Arbeit zu. Work 2.0 markiert den durch technologische Innovationen gelingenden Skaleneffekt im 19. Jahrhundert. Seit den 1970er-Jahren sprechen wir von Work 3.0 und unsere heutige Zeit, die geprägt ist von einem im Vergleich zu früheren Maschinenzeitaltern hohen Grad an Digitalisierung, wird sich noch weiter verstärken und leitet die Phase Work 4.0 ein.
Mit Arbeit 4.0 beginnt eine Zeit der Transformation, die durch die digitale Vernetzung und eine weltumspannende Kooperation definiert ist.
Schlüsselmerkmale von Arbeit 4.0
- Integration und Zusammenarbeit: Im Zeitalter von Work 4.0 verschmelzen Teams über Ländergrenzen hinweg und schaffen durch digitale Plattformen eine Arbeitsumgebung, die es auch Fachkräften im Gesundheitswesen ermöglicht, Wissen und Expertise effizient zu teilen und interdisziplinäre Projekte zu realisieren. Man denke nur an den global organisierten medizinischen Wissenschaftsbetrieb, der sich künftig noch stärker entlang vorhandener Gesundheitsdaten orientieren dürfte. Eine neue Arbeitsteilung kündigt sich an.
- Digitale Innovation: Digitale Technologien sind zum festen Bestandteil des Berufslebens geworden. Sie ermöglichen neue Formen der Patientenbetreuung und der Datenanalyse und eröffnen Wege für innovative Behandlungsmethoden und Gesundheitsdienstleistungen. Noch will diese Erkenntnis nicht greifen und tradierte Strukturen reagieren angefasst und zeigen Anflüge der bewusst in Kauf genommenen Desintegration ganzer Bereiche im Gesundheitswesen. Außerdem fehlt noch ein funktionierender, weil inklusiver Diskurs in sich verändernden Gesundheitsmärkten, der uns echten gesellschaftlichen Fortschritt bringen kann. Doch hier darf auf die Dialektik des Digitalen vertraut werden.
- Flexibilität: Flexible Arbeitszeiten und -orte sind in Work 4.0 keine Ausnahme, sondern die Regel. Sie ermöglichen es Gesundheitsfachkräften, ihre Berufspraxis an persönliche Bedürfnisse und die Anforderungen einer sich stetig wandelnden Gesundheitslandschaft anzupassen. Leistungserbringung, die heute noch stark vom Ort und verfügbarer Medizintechnik abhängig erscheint, kann morgen schon ganz anders funktionieren und neue Werturteile erfahren.
Treibende Kräfte hinter Work 4.0
- Digitalisierung: Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen führt zu verbesserten diagnostischen Tools und therapeutischen Optionen und trägt somit zur Steigerung der Patientenversorgung bei.
- Globalisierung: Die Globalisierung erweitert den Horizont im Gesundheitssektor, indem sie den Austausch von Forschungsergebnissen und Behandlungsmethoden über Kontinente hinweg fördert und eine vielfältige Belegschaft zusammenbringt. Die Pandemie war hier Wegbereiter und verstärkt einen Trend, der unter den emotional geführten Gereiztheiten aufgrund einer Einschränkung individueller Freiheiten, nicht sichtbar wurde.
- Demografischer Wandel: Der demografische Wandel stellt das Gesundheitswesen vor neue Herausforderungen – ältere Bevölkerungsgruppen benötigen spezialisierte Pflege. Auch die Migration erweitert das Spektrum an Gesundheitsbedürfnissen. Allen voran ist hier ein medial adäquater Umgang mit Gesundheitsinformationen im Sinne einer Progression von Gesundheitskompetenz anzumahnen.
- Kultureller Wandel: Ein kultureller Wandel hin zu einer adaptiven, diversen und lernbereiten Arbeitskultur ist entscheidend, um den kontinuierlichen Fortschritt und die Resilienz im Gesundheitssektor zu sichern.
Diese Entwicklungen stellen uns vor die Aufgabe, unsere Arbeitsweise ständig zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Es gilt, die Welle von Work 4.0 zu treffen, indem wir Flexibilität, lebenslanges Lernen und eine Kultur der Zusammenarbeit in den Mittelpunkt stellen. Nur so können wir eine Gesundheitsversorgung gewährleisten, die den Bedürfnissen einer sich wandelnden Welt gerecht wird.
Ein vorläufig letztes Wort
New Work oder Neue Arbeit beginnt beim Einzelnen. Es ist eine Lebensform, die nicht von anderen arrangiert wird. Die Haltung, die hinter diesem Konzept liegt, ist jedenfalls keine zu vernachlässigende Angelegenheit einer woken Arbeitselite, sondern Teil einer neuen Selbstbestimmung. Das mag nicht an alte Arbeitsumfelder erinnern, die nostalgisch als echtes Arbeiten verklärt werden. Der Mensch strebt seit jeher, sich eine sich bietende Technologie zu nutzen, um es einfacher zu haben, um es sich dann wieder schwer zu machen. Oder wie Barbara Schöneberger im Hotel Matze neulich berechtigterweise bemerkte: Wir werden nicht glücklichere Menschen, wenn wir alle mit unserem Laptop vom Küchentisch aus arbeiten.