Die Anzahl der öffentlichen Apotheken in Deutschland ist in den vergangenen 10 Jahren laut statista.de um mehr als 2.600 auf 18.461 gesunken, was auf einen Konzentrationsprozess im Markt zurückzuführen ist. Der Umsatz deutscher Apotheken ist mit weniger Standorten auf rund 59,9 Milliarden Euro gestiegen, wobei mehr als 90 Prozent auf die Abgabe von Arzneimitteln entfallen. Durchschnittlich machen Apotheken etwa 3,1 Millionen Euro Umsatz je Apotheke. Seit 2004 gilt kein Niederlassungsverbot mehr. So gab es in Deutschland im Jahr 2021 4.743 Filialapotheken.
Geschichte der Apotheken
Apotheken sind eine zentrale Säule in der Gesundheitsversorgung in Deutschland und dürfen nur von einem approbierten Apotheker geleitet werden. Deshalb diskutiert die Branche munter, den stetigen Rückgang durch Schließung.
In einem ausführlichen Beitrag machte kürzlich noch einmal die Pharmazeutische Zeitung (PZ) auf die Situation aufmerksam. Die wichtigsten Probleme im Überblick:
- Nachwuchsprobleme bei altersbedingtem Ausscheiden in stationären Apotheken.
- Wenig attraktive Arbeitszeitmodelle durch hohen Grad in selbstständiger Verantwortung.
- Fehlende Gesundheitseinrichtungen bieten kaum mehr Einbettung in strukturelle Gesundheitsnetzwerke vor Ort.
- Zu viel Bürokratie.
- Eingeschränkte Leistungserbringung trotz Verpflichtung zur ständigen Dienstbereitschaft.
- Wohlstandsbedingte Anpassung von Lebensmodellen, die nicht zur tradierten Arbeitsethik und entsprechenden Regelungen.
Das Konzept der Apotheken geht auf das antike Ägypten zurück, wo Tempel als Zentren für Medizin und Heilung dienten. Allmählich entwickelten sich auch in anderen Teilen der Welt Institutionen, die die Aufgabe hatten, Arzneimittel herzustellen und zu verkaufen. Im mittelalterlichen Europa wurden Apotheken oft von Klöstern betrieben und dienten als wichtige soziale und medizinische Einrichtungen.
Im 16. Jahrhundert wurden in Deutschland die ersten offiziellen Apotheken eröffnet, die von Apothekern geleitet wurden. Die Apotheker waren verantwortlich für die Herstellung und den Verkauf von Arzneimitteln, die oft aus Pflanzen und Kräutern hergestellt wurden. Im 19. Jahrhundert wurden die deutschen Apotheken dann modernisiert und erhielten ihre heutige Form.
Heute sind Apotheken wichtige Einrichtungen in der Gesundheitsversorgung und bieten eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen an. Die Apotheken werden in der Regel von Apothekern geleitet und bieten Beratung und Information zu Medikamenten und Gesundheitsfragen an. Dabei entfallen 90 Prozent des Umsatzes auf die Ausgabe von Medikamenten, die zum größten Teil nicht mehr selbst vor Ort hergestellt werden.
Mit der stationären Apotheke vor Ort verbinden viele Menschen ein Höchstmaß an Versorgungssicherheit. Ein Kernargument ist dabei, dass der Beratungsbedarf nach wie vor hoch sei und die Ausgabe von Medikamenten nicht ausschließlich auf logistische reduziert werden könne. Pharmaziestudierende schlagen jedoch selbst Alarm, die Irrtümer einer eindimensionalen Ausdeutung des Berufsstands Apotheker anzugehen. So ergab eine Befragung des aktuellen Studiengangs in Mainz laut PZ, dass von 78 Studierenden gerade mal drei nach dem Studium in eine öffentliche Apotheke gehen wollen. Nicht zuletzt, weil es schlicht und ergreifend unattraktiv geworden ist, eine eigene Apotheke zu führen.
Die Apotheke der Zukunft darf medialer werden
Die ABDA bemüht sich aufgrund der Nachwuchsprobleme erst einmal um eine Kampagne. Außerdem soll es einen Award geben, den die Kollegin Nicole Müller (Mentoring) ins Leben gerufen hat.
Die Apotheken sollen zudem Werkzeuge für Kommunikation und Interaktion ausbauen. Dabei geht es um interaktive Angebote, begehbare 3D-Welten und ähnlich innovatives Infotainment. Das erinnert ein wenig an die Diskussionen um die Einführung von Robotik in der Pflege. Ethiker raten dort, sich zunächst Gedanken zu machen, was gute Pflege ausmacht, bevor die moralischen Vorstellungen zum Einsatz von Robotern in der Pflege diskutiert würden. Gilt das auch hier? Wie kann Apotheke, die Dienstbereitschaft und Logistik mit seinem erhöhten Beratungsaufwand neu gedacht werden? Wie in der Pflege sollte das hinsichtlich der großen Herausforderungen parallel angegangen werden.
Die nächsten zehn Jahre werden zeigen, ob die Transformation gelingt. Der Wandel vollzieht sich entlang einer Dialektik des Digitalen und dabei stehen Logistik und mediale Beratungsformate im Zentrum.
Laut Bundesatlas (bund.de) liegt die nächste Apotheke in Deutschland mit dem Pkw im Durchschnitt 7 Minuten entfernt. 98 Prozent der Bevölkerung kann die nächste Apotheke mit dem Pkw in maximal 12 Minuten Fahrzeit erreichen. In wenigen ländlichen Regionen sind Fahrzeiten von über 12 Minuten notwendig (1).
Medial sind primär die Versandapotheken gut aufgestellt. Vereinzelt bieten auch stationäre Apotheken einen Online-Zugang für Beratungsanlässe. Der hohe Beratungsaufwand führt sich zudem auf die besondere Beziehung zu Medikamenten einer durch das Gesundheitswesen sozialisierten deutschen Bevölkerung zurück. Im internationalen Vergleich genießt der deutsche Apothekenkunde deutliche Privilegien, die sich nur durch eine konsequente Erneuerung erhalten lassen. Diese Erneuerung setzt einen inklusiven Dialog zwischen Branche und der Gesellschaft voraus. Der Einstieg in die deliberative Kommunikation wurde bislang vernachlässigt. Das zeigt auch der Beitrag der Pharmazeutischen Zeitung (PZ), die gemäß ihrer Klientel vorwiegend interne Sichtweisen präsentiert und in Richtung der Menschen, die eine Apotheke benötigen, mit Emotionen spielt. Ein wenig erinnert das alles an die Diskussion, wie jetzt nachrückende Generationen sich vorstellen, wie sie künftig zum Arzt gehen werden.